Zuversicht lässt sich trainieren

Laut IMAS-Umfrage ist Österreich im Stimmungstief. Die Zuversicht liegt mit 26 Prozent auf einem historisch niedrigen Wert, die Sorgenfalten sitzen bei 38 % tief. Neurobiologe Dr. Marcus Täuber erklärt, welchen Einfluss Gene, Erziehung und Umwelt auf unsere Einstellung haben und wie wir unseren „Optimismus-Muskel“ im Kopf trainieren können.

Die neueste Umfrage des Instituts für Markt- und Sozialanalysen Ges.m.b.H. enthüllt, wie stark die Covid-Krise auf das Gemüt der Österreicher/-innen und Österreicher drückt: Nur noch 26 Prozent der Befragten bezeichnen die eigene Stimmung als zuversichtlich, 32 Prozent als skeptisch und 38 Prozent sind besorgt.

Der Neurobiologe Dr. Marcus Täuber zeigt in seinem Buch „Gedanken als Medizin“, wie stark unsere innere Einstellung auf unsere Gesundheit wirkt. Die gute Nachricht: Zuversicht wirkt sich positiv auf Psyche und Körper aus und kann gezielt trainiert werden.

 

Dr. Marcus Täuber ist promovierter Neurobiologe, Buchautor und Lehrbeauftragter an der Universität Wien sowie der Donau Universität Krems. Der Leiter des Instituts für mentale Erfolgsstrategien bringt Erkenntnisse der Hirnforschung als Vortragender auf den Punkt. Foto: feelimage/ Matern

 

Optimist oder Pessimist – zu 60 % eine flexible Eigenschaft

Zwillingsstudien wie von Robert Plomin und Ko-Forschern an der Pennsylvania State University in den USA zeigen: Ob wir das Glas halbvoll oder halbleer sehen, ist zu rund 25 % angeboren, der Anteil von Erziehung ist noch geringer. Damit ist unsere Einstellung kein Schicksal, sondern überwiegend eine Frage unseres Umfelds, und wie wir unser Leben bewerten und gestalten.

Die aktuelle Situation schlägt sich aktuell negativ aufs Gemüt. Die Pandemie dauert länger, als noch vor einem Jahr gedacht. „Stellen wir uns zwei Gruppen von Läufern vor. Die eine Gruppe glaubt nach 20 Kilometern am Ziel zu sein, bekommt aber die Info, dass sie noch weitere fünf Kilometer laufen muss. Die andere Gruppe glaubt, 30 Kilometer laufen zu müssen und erfährt nach 25 Kilometern, dass der Lauf zu Ende ist. Obwohl beide Gruppen dieselbe Strecke zurücklegen, ist die erste Gruppe wesentlich erschöpfter. Viele Menschen leiden in Bezug auf die aktuelle Situation genau unter diesem Erschöpfungszustand.“

Erlernte Hilflosigkeit führt zu Resignation und Depression

Erlernter Optimismus ist ein Konzept, das auf den Begründer der positiven Psychologie Martin Seligman zurückgeht. Er ist der Gegensatz zur erlernten Hilflosigkeit, ein Phänomen, bei dem Menschen in Resignation oder Depression verfallen, wenn sie meinen in einer aussichtslosen Lage zu sein. Für Täuber ist es daher sehr wichtig, Optimismus aktiv zu trainieren und Einflussmöglichkeiten in der aktuellen Situation zu identifizieren. So kann etwa die Zeit eines Lockdowns zur Qualitytime mit dem Partner oder der Familie gelebt werden oder man kann neue Hobbys erobern und sich den Büchern widmen, die schon so lange gelesen werden wollten.

Zuversicht ist trainierbar

Der Schlüssel zu einer positiven Grundeinstellung liegt aus Sicht der Hirnforschung im präfrontalen Kortex. Mit unserem Stirnhirn haben wir die Möglichkeit, unsere Aufmerksamkeit willentlich zu steuern. Klassische Methoden zur Stärkung von Optimismus beruhen darauf, die Aufmerksamkeit gezielt auf positive Dinge zu richten und diese im Gehirn auszukosten. Dazu gehört beispielsweise die Dankbarkeitsübung, bei der man täglich fünf Dinge notiert, für die man dankbar sein darf.

Aus wissenschaftlicher Sicht am wirkungsvollsten ist „The Best Possible Self“-Intervention. Sie beruht darauf, dass wir über uns selbst in unsere bestmögliche Zukunft schreiben: 15 Minuten pro Tag über zwei Wochen erzielt das signifikante Ergebnisse auf unser Wohlbefinden.

Meditation ist die wirksamste Entspannungstechnik

Dr. Marcus Täuber empfiehlt auch Entspannungsübungen. In „Gedanken als Medizin“ belegt er anhand von Studien, dass bestimmte Meditationstechniken wie Achtsamkeit den klassischen Entspannungsübungen wie der progressiven Muskelentspannung sogar überlegen sind.

Als einfachen Einstieg können wir untertags immer wieder mal kurz Körperstellen wahrnehmen, zum Beispiel die recht große Zehe, den Rücken oder die beiden Schultern. Wichtig ist das reine Beobachten, ohne zu bewerten oder etwas verändern zu wollen. Diese Form der Akzeptanz sorgt rasch und wirksam für mehr Ruhe im Kopf.


Bestsellerbuch Gedanken als Medizin

Gedanken als Medizin. Wie Sie mit den Erkenntnissen der Hirnforschung die mentale Selbstheilung aktivieren
Goldegg Verlag, Berlin/Wien
ISBN 978-3990601525

 

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