„Die Schatten werden länger“ lautet ein Lied im österreichischen Musical „Elisabeth“ und passt damit gut zur aktuellen Jahreszeit und dem Weltgeschehen. Die Kraft der Sonne schwindet trotz des goldenen und warmen Herbstes immer mehr und viele Menschen harren den dunklen Monaten bang entgegen.
Wo Licht ist, ist auch Schatten heißt es, nur letzteren möchten wir häufig allzu gerne dauerhaft eliminieren. Dabei kann es so wichtig sein, auch für die mentale Gesundheit, den Schatten Raum zu geben, ihre Botschaft zu verstehen und das Licht deutlicher auch im Kleinen zu erkennen. Schatten zeigen sich jetzt in vielfältiger Weise: sowohl in Form unserer eigenen Schwächen und hinderlichen Angewohnheiten, auch mittels unterdrückter Themen wie Schmerz, Verlust und Angst, die nicht gesehen werden wollen, aber auch energetisch durch belastende Energien um uns herum. Was können wir tun, um ihnen mit Mut und Vertrauen zu begegnen?
Schattenarbeit
Beginnen wir mit der Schattenarbeit, die im Coaching und der Therapie auf das Konzept von C.G. Jung zurückgeht. Er verstand unter Schatten verborgene Anteile der menschlichen Psyche. Nach diesem Modell können sie positiv oder negativ sein, auf alle Fälle sind es unterdrückte, abgespaltene, nicht gelebte oder abgelehnte Aspekte der eigenen Persönlichkeit. Insbesondere dort, wo wir sehr emotional werden, in die Luft gehen, auf andere Menschen sehr heftig reagieren oder bestimmte Verhaltensweisen trotz mehrmaligen Scheiterns immer wieder an den Tag legen, kann eine Schattenarbeit sinnvoll sein.
Unabhängig von Jungs Konzept, kann jedoch auch jegliche Auseinandersetzung mit eigenen Glaubenssätzen zum Beispiel mittels Hypnose, Meditation oder Glaubenssätzen zielführend sein. Sinn und Zweck ist hier keineswegs, den Glaubenssatz zu eliminieren, sondern ihm im Alltag nicht mehr den Vortritt zu geben.
Das braucht natürlich Zeit und Muße. Dafür eigenen sich jedoch gerade die dunklen Monate sehr gut. Auch persönliche Programme und Muster verdienen Beachtung und Bearbeitung: Hier kann der Schamanismus Klarheit und ein neues Verständnis bringen, welche Schritte es nun braucht. Ebenso können Interventionen der Bioresonanz die Sicht klären und Informationen dahingehend liefern, auf welcher Ebene Belastungen liegen (Unterbewusstsein, Seele, energetische Ebene).
Ein Blick in den eigenen Rucksack
Bevor wir den Mut aufbringen, uns unseren Schatten zu stellen, um unliebsame Programme oder Glaubenssätze aufzubrechen, müssen wir sie erst mal erkennen. Das zunehmende Herbstdunkel fördert häufig solche Aspekte zu Tage, die wir glauben, bisher eigentlich erfolgreich in den Untiefen unseres persönlichen Rucksacks verstaut zu haben.
Kullern sie heraus, weil der Rucksack vielleicht mal wieder zu schwer geworden ist, erfordert es viel Mut und Vertrauen, diese Teile nicht wieder zurückzustopfen, sondern eine Bestandsaufnahme zu machen: Welche Themen sind längst veraltet oder bedürfen einer Bearbeitung, welche sind gerade zu groß und verlangen Unterstützung von außen und welche sind irrelevant und können ohne umfangreiche Intervention endlich „entsorgt“ werden.
Genau hierin liegt jedoch der Knackpunkt: Vor dieser Aussortierung und dem damit verbundenen Momenten der Ruhe – denn diese braucht es dafür – fürchten sich viele Menschen. Sie haben Angst vor dem, was in der Tiefe ruht, und davor, dem nicht gewachsen zu sein, wenn es ans Tageslicht kommt. Daher empfehle ich, hier wirklich dosiert vorzugehen und sich Notizen zu machen, wenn man neue Erkenntnisse hat beziehungsweise ein Thema bewusst wird. Kleine liebevolle Helfer bei diesem Prozess sind beispielsweise Bachblüten, ätherische Öle oder auch Aura-Soma.
Trauer zulassen
Vor allem der Monat November steht unter dem Zeichen der Trauer, beginnend mit dem keltischen Jahreskreisfest Samhain am 31.10./1.11. Zu dieser Zeit ist die Schwelle zwischen den Verstorbenen und uns Hinterbliebenen besonders dünn, wir sind tendenziell fühliger für Energien aus der geistigen Welt. Auch Trauer kommt hier hoch, möchte gelebt werden und uns einladen, einen anderen Zugang zu Verlust, Tod und Sterben zu entwickeln. Wahrhaftige Trauer bietet die Chance, in eine tiefe Heilung alter Lasten zu kommen und sich mit dem ureigenen Schmerz auseinander zu setzen. Sehr häufig wird sie aus Furcht unterdrückt oder fällt aus Zeitgründen dem persönlichen „Sparstift“ zum Opfer (wieder ein Fall für den eigenen Rucksack?).
Lernt der Mensch jedoch, aus der Trauer Mut und Vertrauen zu schöpfen und gestärkt aus dem Schmerz hervorzugehen, dann ist er für viele Herausforderungen des Lebens bestens gewappnet. Trauer verlangt aber ein tiefes Verständnis dessen, was geschehen ist und welche Möglichkeiten des Umgangs es geben kann. Dies bedeutet, Schmerz auch einmal zuzulassen, schwach sein zu dürfen, Verzweiflung aufkommen zu lassen, die Sehnsucht nach einem verstorbenen Menschen zu spüren und zu begreifen, was man vielleicht selbst gerade braucht (Selbstfürsorge?). Auch wenn die Gesellschaft die Trauerarbeit immer noch gerne ausklammert, so gibt es doch liebevolle Wege, sich ihrer anzunehmen.
Insbesondere die Arbeit mit Schatten, den eigenen Schwächen und Unzulänglichkeiten, belastenden Emotionen, vergangenen Ereignissen und Schmerz, verlangt viel Mut und eine stabile Basis. Diese kannst du mit folgender Übung stärken: Schließe deine Augen, stelle deine Beine fest auf den Boden und lege deine Hände beidseits auf deine Leisten, sodass sich die Fingerkuppen auf deinem Schambein berühren. Spüre dabei in deine Basis hinein. Ist sie stabil, kraftvoll und optimal mit der Erdenergie verbunden? Lass dann in deiner Vorstellung von deinem Schambein aus kraftvolle rote Energie bis zu deinen Zehen strömen und in den Boden übergehen, damit du wieder Stabilität und Standfestigkeit in deinem Leben erhältst. Spüre die dabei entstehende Wärme! Öffne nach einer Weile deine Augen!
Die dunkle Jahreszeit heißt uns mit Nebel und dem Rückzug des Lichts willkommen. Werden wir jedoch wieder selbst der Regisseur unseres Lebens, nehmen uns ein Beispiel an der Natur und nutzen diese Phase zur Vorbereitung, dann erleichtern wir nicht nur unseren Rucksack, erlösen belastende Themen, sondern können auch aus Momenten der Trauer neue Kraft und Zuversicht schöpfen. Ruhe und Rückzug dürfen als notwendige Schritte gesehen werden, um überhaupt Zugang zu den belastenden Themen zu bekommen. Liebevolles Verständnis und der Wille zur Lösung tragen uns durch das Dunkel und lassen die Zeit bis zur Wiedergeburt des Lichts in Windeseile vergehen. Nutzen wir sie!