Herbstzeit ist Wurzelzeit

von Eunike Grahofer

„Suppenwurzel lang und fein, schneid ich meinem Liebsten klein, würze damit Speis und Trank – seine Stimmung hebt’s, Gott sei Dank!“

Die Wurzel der Liebstöckelpflanze, welche umgangssprachlich auch Maggikraut genannt wird, wird zwischen September und November gegraben. Wenn man hier von Graben spricht, wird nicht die ganze Wurzel aus der Erde genommen, sondern mit einer Schaufel ein Stück davon abgestochen. So kann die im Erdreich verbleibende Wurzel weiterwachsen. Liebstöckel hat eine außen dunkelbraune und innen weiße Wurzel, welche einer Petersilienwurzel ähnelt. Sie ist eine kräftige, fleischige, aromatisch riechende Pfahlwurzel mit gelblichem Wurzelsaft. Ihr Geschmack ist intensiv würzig, aromatisch, mit einer leicht scharfen Note.

Wirkung der Wurzel

Die Wurzel wirkt entspannend, beruhigend, stimmungsaufhellend, entzündungshemmend, blutdrucksenkend, immunstärkend, unterstützt bei Entzündungen und Infektionen, enthält Kalzium, das wichtig für die Blutgerinnung, für Nerven, Muskel, Herz, Lunge und Niere ist, zudem Eisen, das wichtig für die Bildung von Blutkörperchen und für den Sauerstofftransport ist. Weiters auch Ligustilid, das harnfördernd, krampflösend und appetitanregend wirkt.

In der Volksverwendung

Die Wurzel ausgegraben, ein Stück heruntergeschnitten, ein Loch durchgestochen und als Amulett auf Herzhöhe um den Hals getragen, soll unwiderstehlich machen. Bei Gelenks- und Halsschmerzen oder Erkältungen wird ein Tuch in Liebstöckeltee getaucht, dies auf die betroffene Körperstelle aufgelegt, ein Handtuch darübergelegt und 20 Minuten wirken gelassen.

Die Wurzel in Schweineschmalz ausgezogen wurde bei Gelenksschmerzen als Salbe aufgetragen. Als Tee wurde Liebstöckelwurzel vielfach eingesetzt – sowohl bei Nieren- und Blasenleiden, bei Verdauungsbeschwerden, Erkältungskrankheiten, Untergewicht sowie bei Krämpfen.

Das Wurzelpulver galt als beliebtes Würzmittel in der Küche. Eine Bäuerin aus dem Mostviertel erzählt mir, dass ihr Vater öfter starke Durchfälle hatte und ihm das Liebstöckelwurzelpulver stets gut half. Manche Bauern mischten Kühen, die Probleme mit dem Trächtig werden hatten, zur Anregung der Liebesbereitschaft entweder Grün- oder Wurzelteile des Liebstöckels unter das Futter.

Liebstöckelwurzel wird durch ihren aromatischen würzigen Geschmack seit je her zum Aromatisieren von Likören und Schnäpsen verwendet. Vor allem in bitteren Magenschnäpsen ist sie oft zu finden. Personen mit Beeinträchtigungen der Niere oder Blase sollten bei Liebstöckelwurzel allerdings vorsichtig sein!

Rezepte zum Nachmachen findest du hier

 

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