Kaum etwas funktioniert so unbewusst und nebenbei, aber ohne ihn würden wir nicht leben. Der Atem ist wortwörtlich unser Lebenselixier. Wieviel Beachtung schenken wir unserem Atem, wieviel Dankbarkeit?
Unser Atem ist es wert, einmal genauer hinzusehen: Was macht er mit uns? Wie können wir bewusst unseren Atem verändern und zu unserem Wohlbefinden nutzen? Welche Auswirkungen hat unsere Körperhaltung auf unseren Atem? Was verändert ein größeres Atemvolumen an unserem psychischen Wohlbefinden?
Stehen wir unter Stress, geht er meistens zu schnell und nicht tief genug. Sind wir entspannt, geht er ganz langsam. Wenn etwas spannend ist, halten wir den Atem an, wir atmen besonders intensiv, wenn wir aufgeregt sind.
Wenn wir atmen, atmen wir meistens nur in den Brustkorb, das heißt nicht tief genug. Die Bauchatmung ist die tiefe Atmung, dabei atmen wir so tief ein, dass unser Atemraum sich gänzlich füllt. Dadurch wird das Zwerchfell nach unten gedrückt und der Bauch kommt heraus. Der Atem selbst fließt nicht wirklich bis in den Bauchraum.
Und somit sind wir schon beim Zwerchfell. Dieses trennt den Bauchraum vom Brustkorb und ist ein wichtiger Teil der Atemmuskulatur. Je größer die Bewegungsmöglichkeit des Zwerchfells, desto besser werden die Lungen und viele andere wichtigen Organe stimuliert. Ist die Beweglichkeit des Zwerchfells durch zu flache Atmung, Verspannung, schlechte Haltung etc. beeinträchtigt, kann dies zu einer noch flacheren Atmung führen. Dies kann in weiterer Folge auf der psychischen Ebene Ängste oder Unsicherheit verursachen, wodurch das Zwerchfell zusätzlich verspannen kann. Und so befinden wir uns schon in einem Kreislauf, den wir eigentlich nicht haben wollen und der uns gar nicht bewusst ist.
Babys seufzen, um Spannung automatisch abzubauen. Wenn wir seufzen, wird das von unserem Umfeld manchmal mit einem „Was hast Du denn schon wieder?“, „Wieso seufzt Du denn schon wieder?“ oder Ähnlichem kommentiert. Dabei tut Seufzen manchmal sooo gut! Seufzen baut Spannung ab, Stressgefühle können vermindert und sogar abgebaut werden. Generell kann die lange Ausatmung unser vegetatives Nervensystem beruhigen.
→ Wenn wir uns aufregen, fürchten oder sorgen, kann es somit helfen, den Fokus auf die Ausatmung zu bringen. Eine kleine Übung kann hier sein, bei der Ausatmung mitzuzählen, und sie jedes Mal um eine Sekunde zu verlängern. Wenn es nicht mehr länger geht, bleibt man noch ein paar Atemzüge bei der maximal möglichen Ausatmung. Nach dieser einfachen Übung ist es ganz wichtig wahrzunehmen, wie sich Körper und Geist fühlen.
→ Als kleine Pause im Alltag oder Achtsamkeitsübung bietet sich an, die Aufmerksamkeit auf den natürlichen Fluss des Atems zu richten. Wenn die Gedanken abdriften und wir schon wieder bei unseren To-do’s sind, lenken wir unseren Fokus wieder auf den Atem zurück. Wenige Minuten reichen, um unserem Körper und Geist diese wohlverdiente Pause zu gönnen.
→ Die Hände hinter dem Rücken zu verschränken, den Brustkorb weit zu machen, gibt ein Gefühl von Weite und Freiheit. Dies lässt uns Vieles wieder mit etwas mehr Leichtigkeit und Abstand sehen. Auch seitliches Dehnen kann sehr befreiend sein und den Atemraum weiter werden lassen. Spannungen im Rücken oder auch in der kleinen Muskulatur zwischen den Rippen können unsere Atmung beeinträchtigen.
→ Für all jene, deren Nervenkostüm überstrapaziert ist und denen die Verlängerung der Ausatmung alleine nicht mehr genügend Entspannung bringt, empfiehlt sich die Bienenatmung – in Yogakreisen „Brahmari“ genannt. Man atmet durch die Nase kurz und kräftig ein und beim Ausatmen summt man wie eine Biene, der Mund bleibt geschlossen. Das Summen kann immer länger werden, bis man merkt, dass man innerlich zur Ruhe gekommen ist. Diese Übung empfiehlt sich auch für Kinder und Jugendliche, die diese in der Regel sehr gerne annehmen.
Im Brustkorb sitzt unser Herz-Energiezentrum. Dieses steht für die Liebe, Heilung, Mitgefühl, Vergebung, aber auch Trauer. Aktivieren kann man es mit Yoga, Massage, heilenden Berührungen jeder Art, Laufen, Tanzen und den Farben Grün, Rosa oder Gold. Mit allem, was Freude bereitet und unseren Brustkorb weit werden lässt.
Unserem Atem Aufmerksamkeit zu schenken, bewusst zu atmen, auch einmal innezuhalten und den Atem zu beobachten, kann unser Leben bereichern und uns länger gesund halten. Gerade im Yoga gibt es so viele wunderbare Atemübungen, die uns dabei unterstützen können!