Der falsche Partner?

von Bettina Kreps

Warum wir nicht den Partner bekommen, den wir uns wünschen, sondern jenen, den wir für unser Wachstum brauchen.

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Dieses Sprichwort sollte sich vor kurzem wieder einmal bewahrheiten. Seit fast 30 Jahren begleite ich überwiegend Frauen, auf dem Weg in ein glückliches Leben. Das führt sehr oft Frauen zu mir, die eine unglückliche Beziehung leben. So war das Thema für mein neues Coaching-Programm rasch klar. Es soll also darum gehen, was uns oft ein Leben lang begleitet und viele schöne, aber leider auch oft viele traurige, lehrreiche und tränenreiche Momente bereitet. Eine glückliche Beziehung auf Augenhöhe und in Freiheit zu leben.

Du denkst Beziehung und Freiheit passen nicht in einen Satz. Oh doch! Und um dir genau das näher zu bringen, möchte ich dir erzählen, warum das Thema Beziehungen mich schon so lange fasziniert und berührt und ich es als Teil meines Weges sehe, Frauen in eine glückliche Beziehung zu begleiten und das veraltete Muster unserer Mütter und Großmütter, das uns noch immer begleitet, zu durchbrechen und zu erlösen. Um mich besser kennenzulernen, möchte ich dir hier kurze Einblicke in meine persönliche Geschichte geben:

Nicht immer war meine Partnerschaft das, was sie heute ist. Die Entwicklung hat uns viele Tränen, Erkenntnisse, Vertrauen und ein miteinander Arbeiten gekostet. Doch jeder Schritt dahin hat sich gelohnt, jede Träne war es wert geweint zu werden. Denn wir spürten beide immer, dass wir eine ganz besonders tiefe Verbindung haben, auch wenn wir uns das Leben oft gegenseitig schwer gemacht hatten. Wäre es leichter gegangen? Ja, wahrscheinlich. Wenn wir damals schon das Vertrauen in das Leben, in unsere Liebe und in uns selbst gehabt hätten.

Doch was bringt es uns, uns noch immer gegenseitig Vorwürfe zu machen, weil wir beide einen oder auch mehrere Fehler begangen haben? Wir würden nur in der Vergangenheit hängenbleiben, uns noch immer dafür verurteilen und beschuldigen und wahrscheinlich heute nicht so eine glückliche Beziehung leben.

Können wir es jetzt laufen lassen, so wie es ist? Nein! Für mich heißt Partnerschaft sich täglich auf den anderen einlassen und dabei nicht sich selbst zu vergessen. Sich zu motivieren, zu inspirieren und auch mal aus der Komfortzone herauszuholen. Und keine Kompromisse leben. Denn Kompromisse zu leben heißt, mich zu verbiegen und gegen meine Werte zu handeln. Bedeutet das, dass ich nur das mache, was ich möchte. Nein! Aber wenn ich etwas tue, dann nicht, weil mein Partner es verlangt, erwartet oder fordert, sondern weil ich es aus Liebe zu ihm machen möchte.

Genau hier liegt der Unterschied zwischen Kompromissen, bei denen ich mich verbiege und dem Leben meiner Eigenverantwortung, in der ich Nein sage, wenn es mir nicht passt oder es eben bewusst aus Liebe zu meinem Partner mittrage, auch wenn es nicht meine erste Wahl ist. Denn wenn ich die Verantwortung bei mir lasse, bleibe ich in meiner Schöpferkraft und gehe nicht in die Opferrolle, die sagt: „Ich habe das alles nur wegen dir gemacht“.

Für mich bedeutet das, den Partner nicht dafür verantwortlich zu machen, dass ich nicht den Mut hatte, etwas in meinem Leben zu verändern. Sich gegenseitig zu stützen, aber auch dem Partner mal wieder einen Schubs zu geben, um alleine zu laufen, sich zu bereichern und doch auch zu lernen, ohne den anderen zu sein. Gemeinsam zu gehen und doch jeder seinen eigenen Weg zu haben.

Nebeneinander und nicht aufeinander. Mal bin ich die Stütze, mal mein Partner. Seelenstriptease auf tiefster Ebenen, frei von Angst. Denn wenn ich in meiner Partnerschaft nicht so sein darf, wie ich bin, ja bitte wo denn sonst? Für mich ist Beziehung nicht mehr das aneinander Ziehen, bis einer gewonnen hat und den anderen unterwürfig oder resigniert zurücklässt.

All das beginnt mit der Liebe zu dir selbst!

Wenn du nicht gelernt hast, dich selbst zu lieben und zu achten, wie soll es dann bitte dein Partner tun? Wenn du im Mangel bist und das Gefühl hast, nicht liebenswert zu sein, ein mieses Selbstbild hast, wirst du unbewusst alles daran setzen, dass dein Partner nicht herausfindet, dass es jemanden gibt, der viel schöner, gescheiter, liebevoller ist als du. Und dann beginnen die Spielchen in der Beziehung.

Im Moment des frischen Verliebtseins, sehen wir alles noch durch die rosarote Brille, wir fühlen uns schön, begehrt und sexy. Doch wenn die ersten Schmetterlinge verflogen sind und wir wieder beginnen, uns klar zu sehen, kommen die Selbstzweifel zurück. Wir merken, dass der Partner uns auch nicht helfen kann, uns selbst zu lieben, uns schön und gescheit zu finden. Wir haben noch immer diesen unerlösten Teil in uns, der uns klein, minder und wertlos fühlen lässt. Wenn wir diesen Wert nicht in uns finden, dann werden wir ihn auch nicht von unserem Partner bekommen. Wenn doch, werden wir so lange daran zweifeln, bis wir auch von unserem Partner nicht mehr das zu hören bekommen, was wir hören wollen, sondern das, was wir brauchen, um unsere Blockaden im Inneren zu erkennen und sich diesem Muster endlich zu stellen!

Ich möchte dich mit meiner Arbeit inspirieren, tiefer zu schauen. Dich für den anderen zu öffnen und gemeinsam zu gehen. Aber auch den Mut zu haben, wenn der Partner den Weg den du gehst, nicht mitträgt, auch einmal loszulassen und alleine zu gehen. In diesem Moment weißt du noch nicht, wie das Ganze ausgeht. Es kann sein, dass dein Partner dann beginnt, die Sache von einer anderen Seite zu betrachten und ihr findet einen gemeinsamen Weg, in dem ihr beide erfüllt seid. Es kann aber auch sein, dass du den Weg ab hier alleine gehen musst.

Egal wie es ausgeht, eines kann ich dir versprechen: An dem Punkt, an dem du dein Leben für dich lebst und dein Innerstes erlöst, wird sich alles in deinem Leben verändern. Mit deinem Partner gemeinsam, alleine oder in der nächsten Partnerschaft.

Wenn du dich trennst und deine Dinge nicht vorher löst, dann tauschst du zwar den Namen und das Gesicht des vorherigen Partners aus, aber die Themen werden nach der ersten Verliebtheit dieselben sein. Wenn du aber dein Innerstes erlöst hast, wirst du einen neuen Partner in dein Leben ziehen, der nicht mehr ein Lückenfüller für dich ist, sondern das Zusatzgeschenk.

Stell dir vor, es würde die zweite Variante zutreffen und dein Partner würde nicht die Entwicklung mit dir tragen und es käme zur Trennung. Auch eine Trennung muss nicht immer unschön sein, wenn ihr den Mut habt, euch gegenseitig zuzugestehen, dass ihr euch in unterschiedliche Richtungen entwickelt habt, dass ihr euch vielleicht entliebt habt oder gar vom Partnerfeld ins Freunde- oder Geschwisterfeld gerutscht seid. Wenn sich beide dessen bewusst sind, dann muss es nicht auf die Spitze getrieben werden, bis einer ausbricht. Man darf sich eingestehen, dass es vorbei ist, ohne gescheitert zu sein.

Ich möchte mit meinem Mann nicht zusammen sein, bis dass der Tod uns scheidet, sondern so lange wir uns lieben und respektieren. Und wenn das bis ans Ende unseres Lebens ist, dann ist es das schönste Geschenk, das ich erhalten kann. Hat das etwas mit Romantik zu tun, nein. Mit Glück, ja. Wenn Glück haben bedeutet, dass wir uns bewusst auf den Weg gemacht haben und dieses Bewusstsein Früchte trägt, dann hatten wir Glück. Glück ist nicht ein Geschenk, sondern das Ergebnis einer inneren Entscheidung, die in die Tat umgesetzt wurde. Glück ist ein Resultat!


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