Ein akuter Asthmaanfall muss immer ernst genommen werden, denn es besteht unter umständen Lebensgefahr, vor allem, wenn der status asthmaticus erreicht wird. 7,5 % aller Erwachsenen und 10 % aller Kinder leiden in Deutschland laut KiGGS-Studie an Asthma bronchiale. In Österreich sind ähnliche Prozentwerte gegeben.
Asthma ist die häufigste chronische Erkrankung im Kindes- und Jugendalter. Weltweit sind zirka 235 Millionen Menschen von Asthma betroffen. Die chronische entzündliche Erkrankung der Atemwege ist durch eine dauerhafte Überempfindlichkeit des Bronchialsystems gekennzeichnet. Betroffene erleiden anfallsweise Atemnot. Die Atemwegsverengung ist mit richtiger Therapie reversibel.
Der Begriff „Asthma“ wurde zum ersten Mal im Corpus Hippocraticum verwendet. Er bezeichnete eine Krankheit, „die durch den im Hirn kondensierenden und von dort die Lunge herabfließenden Katarrh, der die Atemwege verstopfte, sie allmählich eitrig werden und verfaulen ließ, verursacht wurden“. Zur Behandlung wurden Schröpfen, Abführ-, harn- und schweißtreibende Mittel eingesetzt.
Aretaios von Kappadokien gab bekannt, dass Asthmatiker nur in aufrechter Körperhaltung gut atmen können und setzte auf diätetische Maßnahmen. Galen empfahl säfteverdünnende Nahrungsmittel, eine vegetarische Diät und zerteilend wirkende Arzneimittel. Moses Maimonides legte großen Wert auf die Prophylaxe, indem er diätetisch-hygienische Maßnahmen beschrieb. Paracelsus schrieb, dass die Krankheit durch Kälte, Hitze, Nebel, Säure oder Süße ausgelöst wird. 1648 beschrieb Johann Baptist van Helmont den krampfartigen Asthmaanfall, woraufhin Thomas Willis den Lungenspasmus auf das Nervensystem zurückzuführte. 1860 stellte Henry Hyde Salter fest, dass verschiedene Allergene einen Asthmaanfall auslösen können.
Zu dieser Zeit wurden die Phytotherapeutika Datura stramonium, Hyoscyamus niger und Atropa Belladonna sehr effektiv in der Asthmatherapie eingesetzt. Im 20. Jahrhundert wurden viele neue Medikamente gegen Asthma auf den Markt gebracht. Dieser Trend hält bis heute an.
Symptome
Ein Asthmaanfall ist gekennzeichnet durch akut auftretende Luftnot. Die Ausatmung ist erschwert und wird von pfeifenden Geräuschen begleitet. Husten und Hustenanfälle treten auf. Atemprobleme und Luftknappheit können zu Angstgefühlen führen. Sprechschwierigkeiten und Übelkeit sind häufig daraus resultierende Phänomene. Im beschwerdefreien Intervall fühlt sich der Betroffene gesund.
Diagnose
Nach der Anamnese wird das Gesamtvolumen der eingeatmeten und ausgeatmeten Luft sowie das bei forcierter Ausatmung ausgeatmete Volumen per Spirometrie geprüft. Der PEF-Wert ist hilfreich. Im Röntgen könne Asthma-Befunde wie eine vermehrte Strahlentransparenz der Lunge, schmale Herzsilhouette sowie tiefstehende Zwerchfelle erkannt werden. Beim akuten Asthmaanfall zeigt das EKG P-pulmonale, eine Drehung der Herzachse nach rechts sowie eine Sinustachykardie. Zur Sicherung der Diagnose muss per Allergietest oder Provokationsversuch geprüft werden, ob eine allergische Empfindlichkeit gegen ein oder mehrere Allergene besteht. Ein wichtiger Hinweis bei der Blutuntersuchung ist die Erhöhung der allergietypischen spezifischen Immunglobuline sowie eine Eosinophilie.
Therapie
Es kommen vor allem inhalierbare Medikamente, die mit Inhalatoren oder Pulverinhalatoren verabreicht werden, zum Einsatz. Bei einer Allergie muss der auslösende Stoff gemieden werden. Durch Milben/Pollen ausgelöstes Asthma kann mit einer spezifischen Immuntherapie behandelt werden. Atemschutzmasken können Linderung bringen. Die Deutsche Atemwegsliga empfiehlt
– bei leichtgradigem Asthma die Inhalation von niedrigdosierten Glukokortikoiden.
– bei mittelgradigem Asthma die Inhalation von lokal wirksamen Glukokortikoiden in mittlerer oder niedriger Dosierung zusammen mit lang wirksamen ß2-Sympathomimetika.
– bei schwerem Asthma ein hoch dosiertes inhalatives Glukokortikoid zusammen mit einem lang wirksamen inhalierten ß2-Sympathomimetikum.
– bei sehr schwerem Asthma zusätzlich oral gegebene Glukokortikoide.
Bei zahlreichen Patienten werden psychische Probleme beobachtet, die eventuell als Auslöser von Asthma mitbeteiligt sind. Psychotherapien sind daher wichtiger Teil der Gesamttherapie. Rauchen und Nikotin sollte sich abgewöhnt werden. Forscher der Uni Glasgow stellten fest, dass sich die Lungenfunktion bereits sechs Wochen nach der letzten Zigarette um 15 % verbessert. Für Asthmatiker bedeutet das eine Verminderung der Entzündungen ihrer Atemwege.
Bei übergewichtigen Asthma-Patienten hat sich intermittierendes Fasten bewährt, eine Ernährungsform, bei der in einem bestimmten Rhythmus zwischen Zeiten der Nahrungsaufnahme und Zeiten des
Fastens gewechselt wird. Dabei wird entweder im Tageswechsel gegessen und gefastet oder die 16:8-Methode angewandt: Nach 16-stündiger Nahrungskarenz folgt eine achtstündige Phase der Nahrungsaufnahme.