Das Maifest Beltane läutet im keltischen Kalender den Sommer ein. Ausgelassene Sinnlichkeit, ungehemmte Sexualität und Fruchtbarkeit standen im Fokus dieser grossen Feier rund um den 1. Mai.
Zahlreiche Geschichten und Sagen ranken sich um dieses Fest, wie etwa die der Walpurgisnacht, in der sich die Hexen am Blocksberg mit ihren Liebhabern (in mancher Überlieferung auch mit dem Teufel) schamlos vergnügten. Einiges an altem Brauchtum blieb uns bis heute erhalten, wie etwa der Maibaum, der sich als Phallussymbol mit dem blumen- und bändergeschmückten Kranz, dem Symbol für die Vagina, vereint. Junge Männer begeben sich auf Brautschau und auch hierzulande wird noch ausgelassen gefeiert.
Üppige Blütenkränze waren zugleich eine Hommage an den beginnenden Sommer wie an die sinnliche Weiblichkeit. Sie gehören ebenso zu Beltane, wie die Freudenfeuer, die uns mit ihrer Transformationskraft von alten Lasten befreien sollen, um uns so gereinigt und beschwingt in voller Lebenskraft lustvoll in den Sommer zu tanzen. Wie auch zu Samhain sollen die Schleier zur Anderswelt jetzt besonders durchlässig sein für Begegnungen mit hilfreichen Kräften.
„Rituale und Bräuche wurden bei den Kelten großgeschrieben, mit ihnen zeigten sie Himmel und Erde ihren Dank und ehrten sie. Für sie war nichts selbstverständlich, denn sie lebten ganz und gar im Einklang mit der Natur. Zu Beltane gab es viele Bräuche und Rituale. So wurden alle Herdfeuer und Kerzen in den Häusern gelöscht und im Freien ein Feuer entzündet, um sie dann neu zu entfachen mit der Flamme aus dem Beltanefeuer. Dies symbolisierte das neue Erwachen“, erzählt Marianne Lechner, die sich intensiv mit den keltischen Jahreskreisfesten befasst. „In Zeiten wie diesen braucht es mehr denn je das Bestärken der Hoffnung …
Aus der Ausgabe CHI #6 02/2021