Der alleingeborene Zwilling: Wo bist du nur?

von Nicole Katzenschlager

Einsamkeit, unerklärliche Schuldgefühle und eine unerfüllte Sehnsucht nach Einheit mit einem Partner können ein Zeichen sein, dass ein Zwilling oder Mehrlinge den Weg ins Leben begleitet haben. Jede zehnte Schwangerschaft beginnt nicht alleine, doch bei nur ein Prozent kommen Zwillinge auf die Welt.

 

Der belgische Gynäkologe Dr. Jean-Guy Sartenaer hat sich mit diesem Thema eingehend beschäftigt. So beginnt beispielsweise die Rechnung der Schwangerschaft bei Gynäkologen ab dem Ausbleiben der Regelblutung, jedoch bei Embryologen ab dem Tag der Befruchtung. Das bedeutet, dass Embryonen drei Wochen nach der Befruchtung mit einem hochtechnischen Ultraschall bereits erkannt werden können. Diese sind nur einige Millimeter groß. In den meisten Ländern finden die ersten Ultraschalluntersuchen in der neunten bis zwölften Schwangerschaftswoche nach Ausbleiben der Regelblutung statt. Dann sind die meisten Mehrlinge bereits wieder verschwunden. Embryo-Zwillinge sterben im ersten Drittel der Schwangerschaft, im ersten Trimenon, wie die Ärzte sagen.

 

Noch bevor das Herz sich zu entwickeln beginnt, ist das Ohr angelegt!

 

Schon in der sechsten Schwangerschaftswoche ist das Ohr angelegt. Der Embryo kann daher das Rauschen des Blutes, das Schlagen des Herzens, Verdauungsgeräusche der Mutter sowie Umgebungsgeräusche hören. Bei Mehrlingsschwangerschaften also auch den Blutkreislauf des anderen hören, noch bevor sein Herz anfängt, zu schlagen. Geht ein Embryo ab, so gibt es deutliche Änderungen der Zusammensetzung des Fruchtwassers. Der Blutkreislauf der zwei Plazenten ist eng miteinander verbunden. Auch die Geschmacksknospen entwickeln sich sehr früh. Daher ist es wahrscheinlich, dass der überlebende Embryo eine Veränderungen im Geschmack des Fruchtwassers wahrnehmen kann.

Lange glaubte man, dass Embryonen keine Empfindungen haben. Moderne Untersuchungen und das ständig wachsende Wissen in der Neurobiologie beweisen allerdings das Gegenteil. Dänische Ärzte haben bei Fruchtwasserpunktionen Ungeborene via Ultraschall gefilmt. Die Hälfte der Embryonen blieb zwei Minuten lang nach der Untersuchung regungslos. Nur ein flacher starrer Puls war messbar, während er sonst stärker ist und Variationen beinhaltet. Das kennt man von geborenen Menschen als deutliches Anzeichen eines Schockzustands!

Du bist so viel mehr, als sie dir gesagt haben!

 

Viele Mütter fragen sich natürlich, warum sie das Abgehen eines Embryo-Zwillings nicht wahrgenommen  haben, doch zu einem so frühen Stadium der Schwangerschaft bleibt der winzige Embryo unbemerkt. Einige der Zwillinge nisten sich auch in der Plazenta ein und gehen gar nicht ab, sondern kommen dann mit der Geburt mit. Hebammen erkennen das angeblich, jedoch wird der Mutter üblicherweise nichts davon erzählt, um sie nicht zu verunsichern. Wir kennen ja auch den „Zwilling“, der sich irgendwann im Körper des anderen zeigt, wobei es sich immer nur um Teile der Zellen handelt, die sich beispielsweise in einem Büschel Haare zeigen.

Unsere Wahrnehmungskanäle sind aktiv, noch bevor sich das Gehirn entwickelt hat.

 

Das Feldgedächtnis ist unabhängig vom dem Erleben bestimmter Personen. Erfahrungen und Entdeckungen, die von Menschen gemacht wurden, können unter bestimmten Umständen anderen Personen zur Verfügung stehen, auch wenn sie nichts miteinander zu tun haben. Damit diese Aussage nicht auf die Ebene der Zauberei gestellt wird, hat der englische Wissenschaftler und Biologe Rupert Sheldrake untersucht, wie lange Menschen brauchen, um das Morsealphabet zu lernen, das unter Seefahrern und beim Militär lange bekannt ist. Im Vergleich stellt er ein anderes, noch nie benutztes Morsealphabet zusammen. Er macht die erstaunliche Entdeckung, dass bei dem uns bekannten Morsealphabet die Zeit des Lernens wesentlich kürzer war, als bei dem neu zusammengestellten.

Wir kennen auch das Phänomen der zeitgleichen Entdeckungen, ohne dass je eine Kommunikation stattfand. Eine der bekanntesten Felderinnerungen sind Familienaufstellungen mit Repräsentanten. Wo Stellvertreter ident verhalten und sprechen, ohne das Wissen um die Person, um die es geht. Je absichtsloser eine Familien- oder Organisationsaufstellung durchgeführt wird, umso bereichernder.

Ein Embryo hat viele funktionierende Wahrnehmungskanäle. Ebenso hat er schon verschiedene Speicher- und Gedächtnismöglichkeiten zur Verfügung, die nicht von der Entwicklung des Großhirnes abhängig sind.

Symptome des alleingeborenen Zwillings

Im Laufe der Jahre wurden körperliche, psychosomatische und psychische Auswirkungen bei alleingeborenen Zwillingen entdeckt: Psychosomatische Symptome wie Gliederschmerzen, Atemnot, Magenbeschwerden und viele andere werden von Betroffenen berichtet, die sich mildern oder sogar gänzlich aufhören, wenn der Zwilling wiederentdeckt wird und der Verlust wahrgenommen, integriert und verkraftet ist.

Die Liste der psychischen Auswirkungen zieht einen breiten Bogen, hier möchte ich die Wesentlichsten erwähnen:

  • Schuldgefühle: Eines der meistverbreiteten ist das Schuldgefühl. Menschen leiden unter einem „unbegründeten“ Schuldgefühl oder nehmen Schuld auf sich, obwohl sie keine haben oder versuchen Dinge für andere gut zu machen, damit sie  ihre Schuld mindern können. Ein Drang als „gut“ bewertet zu werden, damit die Schuldlast kleiner wird.
  • Einsamkeit: Eine sehr häufig wiederkehrende Grundmelodie des übriggebliebenen Zwillings ist die Einsamkeit. Selbst unter vielen Menschen, auch innerhalb der Familie oder unter Geschwistern, kann er sich einsam und unverstanden fühlen. Er fühlt sich weder verstanden noch zugehörig. Zur Einsamkeit können auch noch Trauer, Kraft- und Antriebslosigkeit sowie Müdigkeit hinzukommen. Manche Menschen haben wenig Zugang zu anderen und wenn sie sich von jemanden verstanden fühlen, kleben sie förmlich an dieser Person. Dann werden sie zum Energiebündel, sind hochmotiviert und können Leistungen bringen, die zuvor als unerreichbar eingeschätzt wurden.
  • Bindungsängste und -sehnsüchte: Die Angst und die Sehnsucht bei diesem frühen Verlust liegen eng beieinander und geben sich immer wieder die Hand, ein Gefühl der ständigen Hochschaubahn. Manche Menschen können unter Berührungsängsten leider oder aber den Drang nach ständigem Hautkontakt empfinden. Eifersucht und Selbstwertthemen als Symptome sind ebenfalls häufig bei alleingeborenen Zwillingen, die Themen sind sehr individuell und müssen behutsam entdeckt und gelöst werden.

Die Liebe, die Du hinterlassen hast, ist unvergessen. Der Schmerz jedoch unendlich groß.

 

Wie können wir wissen, ob jemand einen Zwilling verloren hat?

Menschen mit einem guten Zugang zu ihren Wahrnehmungskanälen sind sich dem sicher, da sie auch immer wieder mit inneren Bildern konfrontiert werden, andere müssen erst in einer Trance oder mit anderen Möglichkeiten hingeführt werden. Meine Erfahrungen mit der Affektbrücke oder dem Myostatiktest sind in solchen Fällen sehr gut, da immer eines der „Gedächtnisse“ des Klienten dafür verwendet wird und nicht meine Annahme bzw. Hypothese.

John Watkins führte 1997 die Begriff der Affektbrücke (Affekt = Gefühl) ein, eine assoziative Verbindung eines Reizes (meist Ereignisse, Orte, Dinge oder Menschen) mit einer (in der Vergangenheit erlebten) Emotion. Die Reizdarbietung (vorgestellt oder äußerlich) wird dann mit gleichen oder ähnlichen Gefühlen und damit einhergehenden körperlichen Empfindungen erlebt. Der Klient lässt sich gefühlt so weit in seiner Vergangenheit nach hinten fallen, bis er zu dem Zeitpunkt des bekannten Gefühls angekommen ist. Mit diesem Ursprung wird dann weiter gearbeitet.

Der Myostatiktest (Muskeltest) dient dem Auffinden von Stressoren, welche die mentale/emotionale Balance des Klienten stören, irritieren oder blockieren. Ein schwacher Muskeltest zeigt psychischen Stress, ein starker Muskeltest hingegen mentale Ressourcen und emotionale Sicherheit. Der Myostatiktest wurde durch eine wissenschaftliche Studie im Rahmen einer Promotionsarbeit des deutschen Diplompsychologen Dr. Marco Rathschlag als zuverlässiges Feedbacksystem bestätigt. Anders als in der Kinesiologie oder beim sogenannten Omura-Test (Yoshiaki Omura, ein Akupunktur-Arzt) wird der Myostatiktest weder für medizinische Diagnosen noch für die Dosierungsfindung von Medikamenten eingesetzt. Wird das Thema des verlorenen Zwillings mittels des Myostatiktest identifiziert, wird je nach Beschreibung und Empfindungen des Klienten an dem Thema weitergearbeitet.

Hier gibt es eine Vielfalt an Methoden den Ursprung der psychischen oder psychosomatischen Symptome von der Dysfunktion in die Funktion zu bringen, damit das Erlebnis verkraftet ist.

 

„Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, und das Geheimnis der Freiheit ist der Mut.“ (Perikles)

 

Literaturempfehlungen zum Thema:

Das Drama im Mutterleib, A. & B Austermann
Mit Freude läuft’s besser, C.Besser-Siegmund & M. Rathschlag

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