Neben der Liebe auf den ersten Blick gibt es auch die Liebe auf die erste Berührung. Und die geht vielleicht noch tiefer, meinte Vladimir Nabokov, ein russischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler … ja, viel tiefer sogar. Was ist diese „Berührung“, die gewisse Mächte gerade durch bewusste Trennung reduzieren, sogar verhindern wollen?
Berührung ist für uns so essentiell wichtig, der unmittelbare Körperkontakt ist von fundamentaler Bedeutung für den Menschen, war schon immer präsent und ist fest in unserem Unterbewussten verankert.
- Berührung ist Teil des Tastsinnes. Dieser Sinn ist eine Sprache für sich. Werden wir berührt, sind wir gerührt und wir spüren … vor allem unser Gegenüber.
- Berührung war auch schon lange Teil von Heilmethoden quer durch alle Kulturen und ist es noch immer. Verletzen wir uns, haben wir nach wie vor den Drang, die verletzte Stelle zu berühren. Es tut gut und fördert das Wohlbefinden, wenn uns Arzt, Energetiker oder Heiltherapeut mit geschulter Hand an bestimmten Körperstellen berührt.
- Berührung unterstützt das Immunsystem. Sie bewirkt, dass wir ruhiger atmen, damit beruhigen sich auch Herz und Blutdruck. Wir entspannen uns, Stress wird deutlich reduziert.
- Berührung setzt Oxytocin frei. Dieses Kuschelhormon schützt uns vor Krankheiten, lindert Schmerzen und sorgt dafür, dass wir lieben und vertrauen können.
- Berührung ist so viel!
Berührung findet auf zwei Ebenen statt, auf der grob- und feinstofflichen Ebene. Beides braucht es, beides brauchen wir. Man kann Menschen mit Worten und Gesten berühren, doch nichts geht über einen unmittelbaren körperlichen Kontakt. Nicht umsonst werden Geschäfte seit Urzeiten per Handschlag offiziell gemacht. Leider ist dieses Ritual der Besiegelung in den letzten Jahren etwas verloren gegangen, vielleicht mit ein Grund, warum immer mehr Geschäfte scheitern. Die „Handschlagqualität” geht zusehends verloren.
Wir sprechen oft und gerne von Ganzheitlichkeit, vergessen dabei aber den Tastsinn und damit die Berührung … wir hören, schmecken, sehen, riechen … und doch fehlt etwas.
Fehlt dir was?
Ich lade dich zu einem Selbsttest ein: Ist dir in den letzten eineinhalb Jahren etwas aufgefallen, in dieser Zeit der Nichtberührung, der von außen herbeigeführten Trennung, in der wir uns im Internet getroffen haben, auf Zoom und Co.? Hattest du alles, was du brauchst oder hat dir nicht doch etwas gefehlt? Klar, viele von uns haben eine/e Partner/in, der/die uns immer wieder auf vielfältige Art und Weise berührt hat und wir haben Hund und Katze. Dennoch: Hat nicht doch etwas gefehlt, sogar trotz dieser neu geschaffenen Angst, in der Öffentlichkeit jemanden zu berühren (sogar mit dem Augenkontakt tun wir uns offensichtlich inzwischen schwer)?
Spüre einmal nach.
Es braucht vielfältige Energien.
Der Mensch ist ein zutiefst soziales Wesen und jeder Sinn, der dieses Sozialleben aufrechterhält, hat seinen Zweck. Im Internet hören und sehen wir unser Gegenüber, doch wir riechen und spüren es (sie, ihn) nicht. Es fehlt damit Essenzielles.
Nicht selten treffen wir – gerade jetzt – Entscheidungen nur auf Basis von Hören und Sehen … und das vergeht uns dann umso schneller.
Was passiert mit uns bei mangelndem Körperkontakt?
Mangelnde körperliche Berührung macht krank, nimmt uns das Vertrauen in uns selbst UND die Umwelt, verursacht auf lange Sicht Stress und mangelnde Berührung führt zu einer latenten geistigen und körperlichen Vereinsamung. Gerade diese Vereinsamung macht uns für Ängste aller Art empfänglich. Diese Ängste wiederum machen gefügig. Wir werden leicht steuerbar, berechenbar und damit kommen wir zu den am Beginn erwähnten Mächten, zu deren Zielen. Massen kann man nur steuern, wenn sie berechenbar sind. Durch unsere Bereitschaft bei diesem Spiel (und nichts anderes ist es) mitzutun, geben wir ihnen alles in die Hand, was sie brauchen, um diesen Zustand noch lange aufrechtzuerhalten.
Wir sind möglicherweise von der ganzen Situation emotional be- und gerührt, so gerührt, dass wir in unserem stillen Kämmerchen sogar die eine oder andere Träne verdrücken. Doch bleiben wir dabei körperlich unberührt und es braucht beide Formen der Berührung, um ganzheitlich leben und voller Vertrauen Veränderung bewirken zu können.
Was liegt in UNSERER Macht?
Von grundlegender Bedeutung ist, dass wir uns wieder bewusst machen, wie wichtig körperliche Berührung ist, nicht nur beim eigenen Partner oder dem Haustier, sondern auf vielfältige Art und Weise. Ja, es ist schön, richtig und wichtig beispielsweise via Internet bzw. über Fernübertragung, emotional (feinstofflich) berührt zu werden, doch das ist nur die halbe Miete. Wir haben alles im Leben verdient und es braucht auch alles – denn das bedeutet Ganzheitlichkeit.
Berühren wir uns doch wieder, in aller Achtsamkeit … ein Händedruck, eine Umarmung, ein sanfter Griff auf die Schulter. Das Gegenüber wird uns zeigen, wie weit wir gehen bzw. berühren dürfen, achten wir einfach darauf. Atmen wir bei dieser Berührung einige Male gemeinsam, ganz bewusst. Lassen wir dabei während des Einatmens Licht in unsere Herzen strömen und verharren wir vor dem Ausatmen kurz in diesem Licht … und bevor wir uns loslassen, lächeln wir gemeinsam.
Wir leben in einer neuen Zeit, in einer Zeit, in der die Liebe die primäre Kraft sein wird, je tiefer desto kraftvoller. Hier schließt sich der Kreis zum einleitenden Zitat von Vladimir Nabokov.