Wohlfühlen im Spätsommer

mit Astrid Eder

Wenn ich dieser Tage barfuß über die Erde laufe, dann ist zu jeder Tageszeit zu spüren, dass sie kühler ist also noch vor drei Wochen. Jetzt wird mir die Kraft der Erde noch deutlicher bewusst, als die Jahreszeitzyklen davor.

 

Diese Kraft ist ausgleichend und stabilisierend und holt mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Die Zeit des sommerlichen Träumens beginnt sich zu verdichten mit der manchmal harten Realität. In diesen Tagen reflektiere ich viel und das hilft mir, mich erneut auf- und auszurichten für den letzten Zyklus des Jahres, den Herbst.

In der TCM ist der Spätsommer die fünfte Jahreszeit

Streng genommen ist die Dojo Zeit bereits vorbei (28. Juli – 15. August), doch meinem Gefühl nach stecke ich gerade mitten drin.

Es ist das Element der Erde oder der Mitte, denn die Chinesen sehen die Erde als die Mitte aller Elemente an. Es wird weder Yin noch Yang zugeordnet. Die Qualität dieser Jahreszeit ist die Aufnahme und Verdauung von Nahrung und Informationen. In Bezug auf den menschlichen Körper ist dieses Element auch in der Mitte, also dem Bauchzentrum (Hara) angesiedelt. Im Yoga entspricht dies dem Manipura Chakra.

Die Erde ist das Fundament des Lebens, Wir brauchen den Boden unter unseren Füßen, der uns mit allen Lebewesen verbindet. So wird die Erde auch als verbindendes Element alles Lebens und aller Elemente gesehen. Wer sich durch den natürlichen Kontakt (ohne Schuhe und synthetische Materialien) mit dem Boden erdet, kommt eigentlich erst in Schwung, denn die Erde hat neben der Erdanziehungskraft ihr eigenes rhythmisches Pulsieren. Dass wir elektrische Lebewesen sind, die auf einem elektrischen Planeten leben, ist vielen nicht bewusst, aber wer mal in den Suchmaschinen nach „Earthing” oder „Grounding” sucht, dem erschließt sich vielleicht ein neues Wohlbefinden und Inspiration durch den Kontakt mit der Erde.

Magen & Milz

Das Organpaar, dass den Spätsommer bestimmt ist Magen und Milz. Sie deuten bereits auf eine besondere Qualität des Spätsommers hin, nämlich das Genährt-Sein.

Die Milz (Pankreas) unterstützt den Verdauungsprozess, kontrolliert das Blut, trennt die Säfte im Körper und sorgt für die Abwehrfunktion. Der Milzmeridian ist wichtig für die Verdauung im Dünndarm, er transportiert die Energie aus der Nahrung in die Lunge. Außerdem beeinflusst er die Hormondrüsen und damit auch unser Gefühlsleben. Offenheit, Ausgeglichenheit und das Vermögen für sich und andere gut zu sorgen weisen auf ein ausgeglichenes Erdelement hin. Sich zu sorgen, zerstreut sein und ein schwaches Immunsystem deuten auf ein schwaches Erdelement hin.

Der Magenmeridian steuert die Funktion des Magens, der Speiseröhre und der Eierstöcke. Mangelnde Konzentration, Blähungen oder ein Anstieg von Cholesterin und Blutzucker können auf einen gestörten Magenmeridian hinweisen.

Die Sinnesqualität des Spätsommers ist das Schmecken. Das zugehörige Sinnesorgan ist der Mund und die Geschmacksqualität ist süß. Das klingt ganz logisch, denn jetzt gibt es viele süße Früchte in der Natur. Die Farbe des Erdelements ist Gelb bzw. Braun in allen Tönen, wie wir sie ebenfalls jetzt in der Natur finden, die uns nun mit Getreide, Erdäpfeln, Karotten, Kürbis, Marillen, Pfirsiche und Äpfeln beschenkt.

In diesen Spätsommertagen empfiehlt es sich, stark befeuchtende Nahrungsmittel wie Milch, Joghurt oder Rohkost zu reduzieren oder sie ganz zu meiden und dafür Wurzelgemüse (zB. Karotten) zu essen. Das liebt unsere Mitte. Im Sinne des Erdens ist es hilfreich, äußere Einflüsse wie belastende Diskussionen oder Informationen, das Smartphone oder den Computer bewusst zu reduzieren und sich auf erdende Tätigkeiten wie die Gartenarbeit oder das (Ein)Kochen zu konzentrieren. Ausreichend Schlaf, ein (wieder) regelmäßiger Tagesrhythmus und Spaziergänge in der Natur unterstützen ebenfalls das Wohlbefinden und sind sozusagen schon der Start, um unser Immunsystem für den Herbst vorzubereiten.

Mit dieser Fülle (auch so eine Spätsommer-Qualität) an TCM-Hinweisen wünschen wir euch schon mal einen heilsamen erdenden Übergang in den Herbst.

 

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